Zurück in Indien

04.04. bis 08.04.2018

An der Grenze bei Sunauli herrscht Chaos pur. Kilometer vorher bereits endlose Warteschlangen von LKWs. Wir drängen uns an den Trucks vorbei. Dann die hektische Zollabfertigung am Nepal Grenzposten. Ein " Verkehrsinfarkt" auf indischer Seite. Hunderte LKWs blockieren die zweispurige Straße durch den Ort Sunauli, in der die Grenzformalitäten zu organisieren sind. Mitten im Ort der Custom Office - kaum ersichtlich - hier ist die Fahrzeugeinreise zu organisieren. Dann etwas später das Immigration Office, wo die Visas in den Pässen geprüft werden. Alles dauert seine Zeit und nach 3 bis 4 Stunden haben wir alle nötigen Stempel in unseren Dokumenten. Nun geht es los auf indischen verkehrsreichen Straßen. Ein Hupkonzert unser ständiger Begleiter. Bei Finsternis finden wir einen Platz für die Nacht bei einem kleinem Restaurant. Schnell um 3 Euro ein vegetarisches Essen, dann ab in die Federn. Die Temperaturen sind in den letzten Tagen erheblich gestiegen. Hier im Flachland Nordindien messen wir tagsüber Temperaturen von 43 Grad. Im Auto sitzend hat es 46° 😊. Anfangs schwitzen wir uns über ländliche Bundesstrasse, vorbei an Feldern, Bauernhöfen, Kühen und viel Dreck. Dann eine für indische Verhältnisse tolle 3 spurige Autobahn. Der Fahrtwind tut gut bei der Hitze. Nach 2 Tagen erreichen wir schweißgebadet " AGRA". Wir campieren im Garten des abgefackten Top Hill Hotels. Ich kenne diese Lokation von meinem ersten Aufenthalt. Bohla ein Inder ist Mädchen für alles im Hotel. Eigentlich ist er freiwilliger Leibeigener. Er arbeitet 30 Tage in einem Stück und ist 24h anwesend. Wenn er Glück hat bekommt er einmal im Monat für 2bis 3 Tage frei um seine Familie zu besuchen, die 130km entfern wohnt. Sein Monatslohn 160 Euro☹. Er ist sehr erfreut mich wiederzusehen. Er hat seiner Familie schon unseren Besuch angekündigt. Er nimmt sich nun seine 3 Tage Freizeit und wird uns zu seiner Familie begleiten. Doch zuerst eine wohltuende Dusche, in einer modrig riechenden Duschzelle ohne Türe. Aber das Wasser ist erfrischend und wir fühlen uns wieder halbwegs sauber. Dann besuchen Karin und ich den TAJ MAHAL. Nachmittags bei 45 Grad wieder eine schweißtreibende Angelegenheit. Am nächsten Tag starten wir mit Bohlar zu seiner Familie. Es ist High Noon (12h) als wir unser Gefährt anwerfen. Das Thermometer zeigt 45 Grad. Im inneren unseres Steyrers hat es an die 50Grad. Das Lenkrad ist so heiß, dass ich mir beinahe die Finger verbrenne. Endlich warm😊.

Es geht auf miserabler Autobahn und extremen Straßenverkehr Richtung New Delhi. Bei jedem Ort den wir durchfahren, Baustellen, Staus und endlose Wartezeiten in brütender Hitze. Dazu die doofe Fahrweise der Inder, die mich manchmal an den Rande des Wahnsinns bringt. Ich muss mich beherrschen um nicht gänzlich auszuflippen. Auch Karin ist mittlerweile allergisch gegen indische Straßenverhältnisse und auch bei ihr machen sich erste Anzeichen von Genervtheit bemerkbar.

Dann erreichen wir den Ort wo Bohlars Familie wohnt. Am Morgen hat er uns erklärt, es sei für ihn der glücklichste Tag, das wir seine Familie besuchen. Bei einem Nachbarn hat er einen Stellplatz für unser Nachtquartier organisiert. Da gibt's auch Dusche und Toilette - welch ein Luxus. Dann im Ort angekommen entpuppt sich alles als indisches Chaos. Über enge dreckige Gassen geht's in die Nähe von seinem Haus. In einer Gasse neben einer Mauer plötzlich ruft er" STOP". "Here you can park your Truck". Ich schaue ihn an und frage, ob er das ernst meint. Dreck soweit das Auge reicht. Gleich neben der Straße ein Rinnsal voller Kloake. Es stinkt fürchterlich. Ich bin einiges gewohnt auf Reisen - aber das ist auch mir zuviel. " We dont stop at this unconfortable, dirty place fort he night" Erkläre ich ihm. Bohlar ist sehr traurig, er will unbedingt dass wir seine Familie sehen. Er beginnt sofort nach einem anderen Platz zu suchen. Dann hat er einen besseren Platz. Wir blicken hinein - oh Gott ein Kuhstall - alles verschissen soweit das Auge reicht. "No" unsere entschiedene Antwort. Dann macht uns eine indische Frau das Angebot in deren betonierten Vorhof eines Hauses zu parken. Das Einparken im Hof dauert ewig. Die Einfahrt ist eng und der Platz ist auch nicht zu groß für unseren Truck. Doch wir und Bohlar sind happy einen Platz gefunden zu haben. Dann nach 30 Minuten überlegen sichs die Inder anders. "No sorry - you cannot park here". Die Inder die spinnen - Ich habs gewusst. Jetzt reicht es aber und wir wollen hier nur mehr weg. Bohlar ist sehr enttäuscht und nach kurzem Überlegen, eine letzte Idee. Ein Tourist Complex 2km entfernt. Na gut Bohlar das ist deine letzte Chance. Es hat 45° und es ist unsagbar schwül. Der Tourist Complex sieht ganz passabel aus. Bohlar ist überglücklich als wir ihm sagen dass wir einchecken und für eine Nacht bleiben. Wir nehmen ein Zimmer mit Dusche, der Schweiß und Dreck des Tages muss weg. Dann kommt starker Sturm auf , der Himmel verdunkelt sich plötzlich und eine Dreckwolke braus auf uns ein. Der Staub der Straße wird durch den böigen Wind aufgewirbelt. Unsere schweißnassen Poren, verkleben zusätzlich mit Staub. Vor dem schweren Regen schaffen wir es gerad noch ins Zimmer. Dann die beste Dusche die wir je genossen haben. Um 19:30 holt uns Bohlar mit einem TUK TUk ab. Es ist bereits stockdunkel, der Regen hat die Fahrbahn teilweise unter Wasser gesetzt, aber die Familie wartet und wir holpern mit dem ungefederten Vehikel über Stock, Stein und angespülten Dreck. Die Familie und sämtliche Nachbarn warten schon. Aufgrund des heftigen Regens gibt es keinen Strom. Bei Kerzenschein werden wir von seiner Familie und all seinen Nachbarn in Empfang genommen. Dann wird uns eine einfache indische Speise serviert. Sogar Bier hat uns Bohlar besorgt, unsagbar teuer für indische Einkommen. Leider ist es warm entsprechend der Temperatur. In einem Raum der eigentlich ein Schlafraum ist werden wir bewirtet und alle Nachbarn und Verwandten sitzen ringsum und sehen uns beim Essen zu. Auch Bohlars Kuh steht im Zimmer😊 Denn heilige Kühe lässt man bei diesem Wetter nicht vor der Türe stehen. Das ist Indien!