Pakistan 

08.02.2018

Polizei Eskorte nach Quetta

Hab nun doch überraschend Internet in Pakistan gefunden. Hier ein erster Bericht

4.2.2018

Ich breche früh morgens von Zahedan Richtung pakistanische Grenze auf. Als ich mich vom Hotel Manager verabschieden will, meint er, ohne Polizei Eskorte kann man die Stadt nicht verlassen. So wird aus der frühen Abfahrt nichts, denn ich muss zuerst 1 Stunde auf die Polizei Eskorte warten. 2 Motorräder und ein Polizeiauto, alle schwer bewaffnet begleiten mich an den Stadtrand zur nächsten Polizeistation am Stadtrand. Diese Station wird von schwer bewaffneten Soldaten bewacht. Zwei stehen sogar am Dach des Gebäudes, mit Sturmgewehr im Anschlag. Nun werden alle meine Papier überprüft. Die Polizisten sind dabei sehr zuvorkommend und freundlich. Dann begleitet mich ein anderes Fahrzeug bis zum nächsten, 20km entfernten, Checkpoint. Wieder alle Papiere raus, alles wird notiert. Dann heißt es go." Was" frage ich - " I can go allone" - Yes go" Auf den letzten 60km zur Grenze noch 2 Checkpoints. Aber hier gibt es etwas weniger Bürokratie. Wenn das schon im Iran so heikel abläuft, was wird dann in Pakistan auf mich warten?

Doch zuvor die Grenzprozedur auf iranischer Seite. Ich weiß nicht mehr wie oft ich mein Fahrzeug Zolldokument " das Carnet de Passage" vorzeigen musste. Einmal wurde was in den Computer getippt. Dann ein Papierl ausgefüllt. Von einer Stelle zur Nächsten. Eingestempelt wurde es schließlich im fünften Büro. Die Passeintragung war dann an einem Schalter in nur 5 Minuten erledigt. Dann hieß es wieder" Go". Ich war aus dem Iran draußen.

Doch nun die pakistanische Zollabfertigung, die etwas schneller und durchschaubarer ablief. Bei der Passkontrolle wurde ich sogar mit einem Tee begrüßt und der Officer meinte "welcome to Pakistan". 3,5 Stunden hat die gesamte Zollabfertigung gedauert. Für diese Bürokratie eine doch eher geringe Zeit.

Von hier aus darf man sich in Pakistan, die nächsten 800km bis Quetta nicht frei bewegen. Aus Sicherheitsgründen. Die afghanische Grenze ist sehr nahe. Aufgrund der pakistanischen Zeitverschiebung, ist es nun schon 15h Nachmittags. Deshalb muss ich die Nacht über an der grenznahen Polizeistation übernachten. Morgen Früh wird mich Militär entlang der afghanischen Grenze eskortieren. Die Gegend um die Station ist von Wachtürmen umgeben, auf denen jeweils ein schwer bewaffneter Soldat sitzt. Ich stehe direkt im Innenhof des Polizeigebäudes, umgeben von einer Mauer und hohem Stacheldrahtverhauen. Es ist nun bereits finsterer Abend und zwei bewaffnete Soldaten sitzen vor meinem Auto.

Ob die das wohl spaßeshalber machen😊

5.2.2018

Am Morgen um 8:30 geht es los, unter Aufsicht der Polizei. Ein Polizist mit STG wird zu mir ins Fahrzeug gesetzt und wir starten. Ein älterer Mann der mir schon verdächtig pensionsreif aussieht. Jedoch ein lustiger Geselle. Sein englischer Wortschatz beschränkt sich auf "Go". Aber schon nach nur 20km der erste Checkpoint. Da werden alle meine wichtigsten Daten notiert und in ein Buch eingetragen. Dann geht's weiter. Der alte Polizist wird ausgetauscht gegen einen wesentlich Jüngeren. 8 mal wiederholt sich diese Prozedur an verschiedenen Checkpoints. Daten hin, neuer Polizist rein. Nur ab dem letzten Checkpoint begleitet mich ein marodes Polizeifahrzeug. Ich frage mich ob ich dieses mickrige Fahrzeug, vor einem Taliban Angriff retten könnte😊 Nach 335km, ohne jegliche landschaftliche Höhepunkte, erreiche ich Dalbandine. Hier werde ich von der Polizei in einem Hinterhof, eines schäbigen Hotels einquartiert. Zu meiner Sicherheit, bekomme ich einen persönlichen Security Mann, der mich auf Schritt und Tritt begleitet. Wie eine Klette klebt er an mir. Sogar als ich auf ein Zimmer duschen gehe, werde ich von ihm begleitet. In die Dusche ist er dann doch nicht mitgekommen😊. Als ich das Zimmer sah war ich heilfroh in meinem Truck schlafen zu können. "Abgefackt" ist für dieses Zimmer kein Ausdruck.

Essen gabs dann auch noch im Restauraunt, wenn man es so bezeichnen will. Sie setzten mich auf einen Stuhl (ohne Tisch) mitten in der verdreckten Küche und drückten mir eine Schüssel Reisfleisch in die Hand. Meinem Security Mann habe ich auch eine Schüssel spendiert. Dafür dass er nun die ganze Nacht, in der Kälte, vor meinem Truck sitzen muss.

Bei soviel Sicherheit fühlt man sich eigentlich schon wieder unsicher☹

6.2.2018

Bis Quetta, wo angeblich die Eskorte enden soll sind es ca. 350km. Auf dieser Strecke gibt es in Summe 15 Checkpoints. Jedesmal die gleiche Prozedur. Passdaten in ein Buch eintragen und die Eskorte wechselt. Mag das am ersten Tag noch Lustig sein spätestens gegen Ende des zweiten Tages nervt es. Aber das dicke Ende kommt erst gegen Abend in Quetta. Die Stadt ist in einem erbärmlichen Zustand. Überall steht schwer bewaffnetes Militär. Ich habe das Gefühl in einen Kriegsschauplatz geraten zu sein. Der Straßenverkehr ist kaotisch und für mich als Truckfahrer zermürbend. Innerhalb der Stadt hat die Eskorte noch unzählige male gewechsel. Mit meinen Truck zwischen den vielen Tuk Tuk und Mopedfahrer durchzwängen war schweißtreibend. Am lästigsten waren die mitten auf der Straße aufgestellten Panzersperren. Um die konnte ich ohne reversieren gar nicht herumfahren. Das letzte Stück hat mich sogar ein Panzerwagen begleitet. Bei Finsternis erreiche ich das Polizei Hauptqaurtier. Dort musste ich die Nacht im Innenhof verbringen. Wieder schwer bewacht. Schön langsam komme ich mir vor wie ein Sträfling. Man darf die Polizeistation auch nicht verlassen. An dem Abend kommen auch noch 3 Leidgenossen mit Motorräder. Ein Deutscher, eine Iranerin und ein Australier. Sie fahren den umgekehrten Weg wie ich.

7.2.2018

Am nächsten Tag mussten wir in der Stadt noch eine Genehmigung für die Weiterfahrt einholen. Das sogenannte NOC. Wieder eine Prozedur fast zum Weinen. Von einem Büro in das Nächste. Gegen Mittag haben wir unsere Genehmigungen für die Weiterfahrt in Händen. Ich habe eine Genehmigung für eine Route erhalten, die zuerst etwas nach Süden führt und dann wieder zurück in den Norden nach Lahore. Das ist eine sichere Gegend, sagt man mir. Auf dieser Strecke benötigt man keine Eskorte. Dann geht's los. Wieder durch die gesamte kaotische Stadt an den Stadtrand - wieder mit Eskorte versteht sich. Aber am Stadtrand ist ja Schluss damit. Hab ich mir zumindest gedacht. Nein es geht weiter von einem Checkpoint zum nächsten. Eskortenwechsel und GO GO GO heißt es. Die Landschaft zieht wie eine Filmkulisse an mir vorüber. Der LKW Verkehr auf den teilweise engen und kurvigen Straßen ist lähmend. Bei Finsternis mehr als gefährlich und ich kündige meiner Eskorte an, wenn es finster wird werde ich stoppen. Aber bei jedem Eskortenwechsel heißt es GO GO GO. Nach einer Stunde Fahrt bei Finsternis habe ich dann meinen Durchsetzungswutanfall bekommen. Habe beim nächsten Eskortwechsel das Fahrzeug am Strassenrand abgestellt und Ihnen gedeutet, für mich ist hier Schluss. Hier ist es zu gefährlich sagten sie. Die Fahrt bei Nacht ist um ein vielfaches gefährlicher, sagte ich. Es kam zu lauten Wortgefechten. Die Polizisten auf Urdu, Ich auf Englisch. Gewonnen hat natürlich Englisch. Bis zur nächsten Stadt in 10km Entfernung musste ich noch fahren. Als ich das Fahrzeug abstellen konnte waren meine Nerven, wie man so schön sagt, blank. Aber dann war noch nicht Schluss mit Arbeit. Nein jeder der Polizisten wollte natürlich mein Auto bestaunen. Bis ich ich dann genervt meine Türe vor ihren Nasen schloss. Dann gabs zumindest ein selbstgekochtes Essen und ein Bier um mein Nervenkostüm wieder etwas zu stabilisieren.

8.2.2018

Die Landschaft wird nun flach grüne und die Temperaturen werden endlich wärmer. Wenigstens etwas. Außer Polizei Stationen und Militärs habe ich bis jetzt nichts gesehen in diesem Land. Mittlerweile zipft mich diese Überwachung ziemlich an. Doch dann plötzlich lässt mich die Polizei fahren. Ganz alleine, ich kann es gar nicht glauben.

Das Glück sollte nur kurz währen. In Sukkur eine Stadt, quartiere ich mich in einem Hotel ein.

Eine Stunde Später wieder Polizei. Morgen nächste Eskorte. Ich gebe auf. In dem Land kannst du nicht frei reisen. Ich habe die Nase voll. Die nächsten 2 Tage schalte ich mein Hirn aus, dann bin ich in Indien. Dann habe ich beinahe 2000km Polizei Eskorte hinter mir.

Im Anhang gibt's ein paar schlechte Bilder von der Eskortbegleitung. Alle entstanden während der Fahrt. Deshalb gibt's keine gute Qualität. Fotos sind bei so einer Überwachung unmöglich zu machen.

Bis Indien

Fritz