Pakistan "go go go"

12.02.2018

9.2. bis 11.2.2018

Gleich vorweg, ich habe es geschafft ich bin in Indien. Aber die letzten 3 Tage in Pakistan waren noch hart verdientes Brot. Mit Sicherheit eine der anstrengendsten Erlebnisse die ich je auf Reisen erlebt habe. Ich wollte eigentlich nichts mehr über dieses Land schreiben, da es in keinster Weise erstrebenswert ist, dieses Land zu bereisen. Aber einige meiner haarsträubenden Erlebnisse muss ich noch kurz berichten.

Am Morgen starte ich aus Sukkur, ein Polizist begleitet mich am Beifahrersitz. Mein Fahrzeug ist in einer schmalen Straße vor dem Hotel abgestellt. Schon das einparken war am Tag zuvor harte Arbeit. Die Stromleitungen hängen tief. Schon bei der Ankunft musste einer der Hotelangestellten auf mein Autodach klettern und die Leitungen, eine nach der anderen, über mein Auto heben. Nur so konnte ich bis zum Hotel vorfahren. Doch am Morgen war in dieser Straße die Hölle los. Gleich nebenan eine Schule. Unzählige Tuk Tuks umzingelten meinen Truck. Ein Pakistani am Dach. Der hebt die Leitungen zur Durchfahrt. Cm um cm arbeite ich mich im Rückwärtsgang aus der Gasse. Ein endloses Hupkonzert vor und hinter mir. Einer schreit go, ein Andere schreit stopp.

Endlich geschafft, ich bin raus aus der Gasse, doch auf der breiteren Straße auch endloser Morgenverkehr. Nur knapp kann ich mich an den parkenden und stehenden Fahrzeuge vorbeimanövrieren. An einer Stelle ganz eng neben der Hausmauer über einen betonierten Kanaldeckel. Der Kanaldeckel ist meinem 9 Tonnen Truck nicht gewachsen, Er bricht in 2 Teile und mein linkes Vorderrad droht im Untergrund zu verschwinden. Schnell Retourgang rein. Aber plötzlich schießt Unmengen Wasser aus dem Kanaldeckel. Der Polizist auf meinem Beifahrersitz sagt" go,go,go"

In dieser Tonart geht es den ganzen Tag weiter. Hier nur kurz einige Schrecksekunden.

Wie sooft läuft die Strasse von zwei Spuren auf eine zusammen. Die PKWs nützen jeden cm um mich zu überholen. An einer solchen Stelle war es um 2 cm zu wenig. Rechts streift mich ein PKW. Ich sehe im Augenwinkel, das Fahrzeug ist von vorne bis hinten aufgeschlitzt. Der hintere Kotflügel und das Rücklicht hängen zerknittert vom Fahrzeug. Das vor mir fahrende Polizeiauto deutet mir "go, go, go"

Manche Eskortenfahrzeuge fahren gemütlich. Andere fahren Rally. Mit Blaulicht preschen sie auf der holprigen Autobahn vor mir her. Ich mit 90km/h dahinter. (Was mein Truck hergibt). Auch in den Ortschaften ziehen sie durch, als ginge es um die Weltmeisterschaft. Die am Pickup sitzenden Polizisten, scheuchen alles von der Fahrbahn um mir den Weg freizumachen.

In einer Ortschaft, wir fahren 70km/h. Höllenverkehr und Fußgänger auf der Straße. Plötzlich steigt hinter dem, vor mir fahrenden Polizeiauto, ein Fußgänger vor mein Auto. Mein Herz war in der Hose. Meine Reifen quietschten laut und das Fahrzeug hat sich fast quergestellt. Der Pakistani hat überlebt.

So und ähnlich ging es 12 Stunden dahin. Es ist bereits stockfinstere Nacht. Fahrzeuge kommen dir unbeleuchtet, auf der Autobahn, entgegen. Die Scheinwerfer der anderen Fahrzeuge scheinen in den Himmel und in meine Augen. Um 20 h der nächste Eskortenwechsel. Es sind noch 100km bis zu der nächsten größeren Stadt. Aber nicht mit mir. Ich steige aus und setze mich auf die Straße. Hier gibt es keinen sicheren Platz zum Übernachten, sagt man mir. Mit Gewalt wollen sie mich zur Weiterfahrt treiben. "No - I don`t go go go" meine entschlossene Antwort. " You can take me in prison - or you can kill me - but I don´t go,go,go"

Nach langer Diskussion - sie müssen ihren Vorgesetzten um Erlaubnis fragen. Ja macht das, ruft an wen ihr wollt, ich bleibe hier solange auf der Straße sitzen. Das nennt man Sitzstreik - Hab ich irgendwo mal gehört. Aber man glaubt es nicht - es hat geholfen. Nach einer halben Stunde eskortierten sie mich in die, nur 3km entfernte, Polizeistation. Nervlich am Ende viel ich todmüde in die Federn.

Am nächsten Tag werden die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. 2 Polizei Autos und ein Jeep mit Militärs schwer bewaffnet, eskortieren mich noch 200 km. Dann 100km vor Lahore bleiben sie stehen und sagen ein einfaches "go" Ich bin frei. Doch ich habe die Schnautze voll. Noch eine Nacht am Ortstrand von Lahore. Ich campe in einer Chemical Pharmacy. Die Pakistani sind sehr nett und ich kann bei ihnen schlafen.

Am nächsten Morgen nichts wie zur indischen Grenze. Eine der pompösesten Grenzen die ich je gesehen habe. All abendlich um 17h wird die Grenze mit einer pompösen Zeremonie geschlossen. Für Pakistani ist der Grenzübergang nicht möglich. Deshalb ist auch sehr wenig Grenzverkehr im Gange. Nach 3 Stunden bin ich durch und ich habe den indischen Subkontinent erreicht. Schon ein erhebendes Gefühl am Landweg dieses Land erreicht zu haben. Auf der Autobahn geht es noch einige km in die erste Stadt Amritsar. Mitten auf der Autobahn kommt mir eine Kuh entgegen. Jetzt bin ich sicher, ich bin in Indien😊