Kirgistan

20.05.2018

14.05. bis 20.05.2018

Nochmals einen Tag chinesische Bürokratie. Von Kashgar bis zur kirgisischen Grenze am Irkeschtam Pass sind es 250km. Am Weg unzählige Polizeicheckpoints. Bei jedem Checkpoint wird mein Pass und die Reisepermits kontrolliert. Ein Handgepäck muss mindestens im Scanner durchleuchtet werden. "Das sind die Rules" sagt mein Guide. Dann weiter zum nächsten Kontrollposten. Am späten Nachmittag endlich, der Schlagbaum der chinesischen Grenze geht hinter mir runter. By by China - auf nimmer wiedersehen.

Ich bin in Kirgistan. Wie gut es ist, endlich wieder frei zu sein und nicht fremdbestimmt zu werden, das fühlt man erst wenn man China mit eigenem Fahrzeug befahren hat. Gleich hinter der kirgisischen Grenze steigt die Straße weiter auf 3800 Meter an. Ringsum schneebedeckte Berge. Im Tal darauf, auf 3200 Meter, finde ich einen Platz für die Nacht. Es ist saukalt aber das Gefühl wieder Herr über mich selbst zu sein gibt ein wärmendes Gefühl.

Am Morgen bei Sonnenaufgang bietet sich ein atemberaubendes Panorama auf das südlich liegende Pamir Gebirge. Wolkenfetzen hängen in den Bergen, davor eine kräftig grüne Almwiese auf der unzählige Pferde weiden. Die ersten Sonnenstrahlen geben der Landschaft einen mystischen Tatsch. Einfach kitschig schön - und für Fotografen der Himmel auf Erden. Dann erreiche ich das weltferne Dorf "Sary Tasch". Auf der Fahrt durchs "Alaj Tal" nach Westen wird man mit einem der spektakulärsten Panoramen dieser Gebirgsregion belohnt. Jede neue Kurve bietet neue Blickwinkel auf das 20km breite Tal, das im Süden vom "Pamir Gebirge" und im Norden vom "Alaj Gebirge" flankiert wird. Dann passiere ich den über 7000 Meter hohen Lenin Peak, einst der dritt höchste Berg der Sowjetunion. An den nördlichen Bergen erheben sich sanftere grüne Hügel, auf deren grünen Wiesen, tausende von Schafen und Pferde weiden. Mittags raste ich auf einer dieser Hochalmen inmitten der Tierherden, als plötzlich ein Hirte hoch zu Ross angetrabt kommt. Er steigt ab um mich auf sein Pferd zu setzen. So reite ich eine kleine Runde um mein Auto😊 Buttermilch und Brot hat er in seiner Satteltasche, die er selbstverständlich mit mir teilt.

Tags darauf fahre ich von "Sary Tasch" ein Stück des berühmten Pamir Highways nach Osch. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Hinter jeden Kurve ein noch besseres Fotomotiv als die Kurve zuvor. Vorbei an gelben, braunen und orangenen Bergen, wunderschönen Bergseen und die Vegetation wird grüner und vieles steht gerade in Blüte.

In Osch einer mittleren Stadt bin ich wieder in der Zivilisation der Welt angekommen. Nur hier in Kirgistan, da spricht keiner auch nur ein Wort Englisch. So ist es schwierig sich mit dem nötigsten zu versorgen. Der Versuch mal ein leckeres Stück Lammfleisch zu kaufen scheitert kläglich. Unzählige Metzger am Markt, stellen ihre besten Stücke frei hängend zur Schau. Doch wie erkläre ich, dass ich ein Stück Lammfleisch kaufen möchte. So stehe ich vor den Ständen und frage mich durch "Muhhhh oder Mähhhhh"? Immer bekomme ich als Antwort "Muhhhhh"😊 Aber Muhhhh mag ich keine. So kaufe ich wieder wie üblich Gemüse, denn dass liegt offensichtlich vor mir und Tomaten kann ich von Kraut unterscheiden. Na dann gibt's heute Abend wieder mal Krautfleckerl - auch nicht schlecht😊

Ein wunderschönes Land dieses Kirgistan. Aber so wie überall gibt es hier auch Negatives zu berichten. Korrupte Polizei ist der Übeltäter. Sie erwischt mich in einer 40er Beschränkung mit 50km/h. Die Verständigung wieder mehr als schlecht. Soviel verstehe ich - sie wollen mir meinen Führerschein nicht mehr zurückgeben. "Seit ihr deppert" sage ich. Kann mich ja eh keiner verstehen. Dann ein langes Hin und Her mit Füssen und Händen. 100 U$ die Strafe. Nein viel zu viel. Wir einigen uns auf 30U$. Schwarz unter der Hand natürlich. Dafür durfte ich meinen Führerschein behalten.

Weiter geht es durch Bilderbuchlandschaft (siehe Fotos in Fotogalerie). Die 700km bis Bischkek sind sehr mühsam. Viele über 3000 Meter hohen Pässe habe ich zu bewältigen. Und an die Geschwindigkeitslimits muss ich mich ab nun auch halten. So erreiche ich Bischkek das Endziel meiner Reise und hier befinde ich mich derzeit bei "Talant" einem Kirgisen der perfekt deutsch spricht und ein Touristenbüro betreibt. Hier werde ich mein Fahrzeug abstellen können.

Lieber Franz, recht herzlichen Dank für diesen Kontakt. Talant ist ein sehr netter und hilfsbereiter Bursche.

Ja ich habe nun das Endziel meiner Reise erreicht. Ich bin nun schon 6 Monate auf Reisen und habe viel gesehen und erlebt. Aber eine kleine Tour werde ich hier in Kirgistan noch unternehmen. Ich werde das Kirgisische Meer den "Issyk Kul" umrunden. Eine der schönsten Landschaften ganz Zentralasiens. Also ich werde mich in ca. 1 Woche nochmal aus Kirgistan melden, bevor ich dann schön langsam an die Heimreise denken werde und freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen.