Karakorum Highway

05.05.2018

27.04. bis 05.05.2018

Ich setze meine Fahrt am Karakorum Highway fort und erreiche die Provinz Gilgit Baltistan. Diese Region ist zählt zu den sichersten Gebieten Pakistans. Die Menschen sind alle sehr freundlich. Überall wo ich hinkomme bin ich sofort ihr Gast und brauche fürs campen nichts bezahlen. So erreiche ich Gilgit die Hauptstadt der Region. Hier finde ich einen schönen Stellplatz beim PTDC Hotel. Wieder mal Zeit mein Fahrzeug zu checken und ein kleines Service durchzuführen. Schon seit Tagen verliert die Vorderachse massiv Öl. Als ich mich unter das Auto lege gleich eine böse Überraschung. Beide Hauptfederblätter der Vorderachse sind gebrochen. Aber ich habe wohlweislich 2 Federn in Reserve dabei. Also kein Problem. Dann als ich die Ölundichtheit der Vorderachse inspiziere, stelle ich fest, dass 2 Stiftschrauben der Flanschverbindung abgerissen sind und dadurch die Flanschverbindung massiv Öl verliert. Das bedeutet ein größeres Problem - Achsausbau und Demontage der beiden Achshälften ist unumgänglich. Mithilfe des Hotelmanagers finde ich in Gilgit die beste Werkstätte der Stadt und am nächsten Tag wird hart geschraubt. Zuerst Federn repariert - dann Achsdemontage. Eine schweißtreibende Arbeit für die Mechaniker. Hier wird alles von Hand durchgeführt. Kein Kran oder Schlagschrauber wird für die Knochenarbeit verwendet. Die Jungs haben echt gute Arbeit geleistet und bei Finsternis ist mein Steyrer wieder fit für die Weiterfahrt.

Am nächsten Tag fahre ich für 3 Tage in ein Seitental des Karakorum Highways, nach Phandar. Die Straße führt zwischen den riesigen schneebedeckte Bergen hindurch immer entlang eines grün leuchtenden Bergflusses. Immer wieder kleine grüne Oasen und wunderschöne Seen. Es ist gerade Frühlingsbeginn und alles beginnt zu blühen, unter anderem auch blühende Marillenbäume. Hier in dieser Gegend muss man wildcampieren. Gesagt - getan. Weg von der Straße über riesige Steine holpere ich zum Flussufer. Ein wunderschöner Platz zum campen. Doch es dauert nicht lange und schon bin ich umringt von schaulustigen Pakistanis. Jeder will mein Auto sehen. Woher ich komme und wie lange ich bleibe, und und und... Ich beantworte brav all ihre Fragen - sofern ich sie verstehe. Die Leute werden immer mehr und schön langsam nervt das ständige beantworten der gleichen Fragen. Dann endlich die Schar von Menschen zieht ab. Aber aus der Gegenrichtung kommt eine noch größere Menge an Menschen. Es scheint sich im Dorf herumgesprochen zu haben, dass ein Fremder am Fluss steht. Wieder das gleiche Spiel - wer, wann, wie viel, wie lange, bla bla bla... Dann endlich es wird finster und alle ziehen ab. Als ich gerade mein Essen zubereite pocht es erneut an meiner Türe. Ich öffne die Türe- "Wer da" frage ich. POLICE - "This ist not a save place, you have to follow us the hotel". Aus mit schönem campen. Genervt holpere ich dem Polizeifahrzeug hinterher. Dann am Hotelparkplatz endlich Ruhe😊

Trotzdem war der Ausflug in das Seitental ein wunderbares Erlebnis und nach 3 Tage kehre ich zurück nach Gilgit. Tags darauf setze ich meine Fahrt am KKH fort. Wieder unternehme ich einen Abstecher in ein Seitental. Die Offroadstrecke windet sich in endlosen Serpentinen durch die Felsen in ein Dorf Namens Nalter, wo sich ein kleines Skiressort befindet. Hier lerne ich Pakistani kennen und gemeinsam fahren wir mit einem kleinen Jeep in über 3500 Meter Höhe und gelangen zum See der 7 Farben .Die Fahrt ist ein echtes Abenteuer. Es geht über Stock und Stein und als wir den See erreichen regnet es in Strömen. Trotz schlechtem Wetter und dem fehlenden Sonnenschein spiegelt der See alle Farben. Bei der Umrundung werden wir klitschnass und dann nochmals 1,5 Stunden "humpel di pumpel" zurück zum Ausgangspunkt unserer Fahrt. Der Regen wird immer stärker und die Pakistani meinen, bei diesem Wetter kann es Erdrutsche geben. So beschließe ich noch am gleichen Tag ins Tal abzufahren. Wieder zwischen den Felsen talwärts fahrend, blitzt und donnert es und das Wasser schießt von den Felswänden als würde das Ende der Welt bevorstehen. Knapp vor Finsternis erreiche ich erleichtert das Tal. An einer Tankstelle finde ich einen Platz für die Nacht.

Ich erreiche Karimabad ein kleines Dorf das sich an die Felswände der hochaufragenden Berge schmiegt. Dementsprechend eng ist die Straße die ins Dorf hinaufführt. Zwischen Gemüseläden und parkenden Autos zwänge ich meinen Steyrer durch alle Engstellen, auch wenn ich es manchmal selbst nicht mehr glauben konnte, dass es sich ausgeht. Aber ich muss einfach vorwärts und hoffen dass sich oben ein Platz zum Umdrehen befindet. Oben erreiche ich dann ein Guesthouse mit Campingplatz. Aber der Platz ist zu klein für meinen Truck und so parke ich einfach Mitten auf der Dorfstraße vor dem Campingplatz.

Karimabad hat viel zu bieten - zwei alte Forts aus vergangenen Jahrhunderten, lässt einem glauben, in einer historischen Kulisse gelandet zu sein. Und dann das Panorama auf die gegenüberliegenden 6000er und 7000er Gipfel. Der bedeutendste Berg dieser Gegend nennt sich Rakaboshi.

Am nächsten Tag geht es weiter am KKH und ich erreiche den Attabad Lake. 2010 ist diese See durch einen Erdrutsch entstanden. Dabei ist ein ganzer Berg abgerutscht und hat das Tal verschlossen. Daraufhin hat sich das gesamte Tal zu einem wunderschönen See aufgfüllt und hat die ehemalige Straße unter sich begraben. Sechs Jahre war die nördliche Region " Upper Hunza valley" nur mit Boot erreichbar. Erst seit 2 Jahren haben die Chinesen einen 15km langen Tunnel fertiggestellt, durch den man heute wieder bequem diese Region erreichen kann.

Der KKH wird nun immer grandioser und gewinnt schnell an Höhe. Gewaltigen Berge flankieren das enge Tal. Linker Hand ragen Eisriesen in die Höhe deren Gletscherzungen beinahe bis zur Straße reichen. Die rechte Seite des Tales erinnert an die Bergspitzen der Dolomiten.

Bei Passu mache ich wieder Station. Hier besuche ich die längste Hängebrücke der Erde und eine 3 Stündige Wanderung bringt mich zum Fuße eines gewaltigen Eisgletschers.

Momentan befinde ich mich in Sost, das letzte Dorf auf pakistanischer Staatsgebiet. Bis zur China Grenze sind es nur mehr 80 km. Übermorgen werde ich über den Khunjrab Pass in beinahe 5000 Metern nach China einreisen.