Issyk Kul (Kirgistan)

30.05.2018

21.05. bis 30.05.2018

Mit einer Fläche von über 6000 Quadratkilometern und einer Tiefe von 692 Metern ist er noch vor dem Titicaca See der größte Hochgebirgssee der Erde. Von der Landkarte Mittelasiens blickt er wie ein Auge aus den umliegenden mächtigen Gebirgsketten. Er wird umrahmt von schneebedeckten Vier- und Fünftausendern. Das Wasser an den Stränden ist glasklar und als ich das Ufer des Sees erreiche, staune ich über die Schönheit der Landschaft. Im späten Nachmittagslicht der Sonne spiegelt sich die Seeoberfläche von türkis bis tiefblau. Die goldenen Strände erinnern eher an die Südsee als an einen See in 1600 Meter Höhe. Im Hinterland leuchten die schneebedeckten Gipfel der Bergmassive.

Ich umrunde den See im Gegenuhrzeigersinn und beginne mit der Südseite. Für Camper das wahre Paradies. Überall wunderschöne einsame Buchten, laden zum Campen und Schwimmen.

Aber es gibt auch unzählige Möglichkeiten auf teilweisen ruppigen Pisten ins Hinterland in die Berge zu fahren. In diesen Seitentälern - Natur pur. Kühe, Pferde und Schafe weiden auf den saftigen Almwiesen. Am Morgen werde ich meistens vom Blöcken der Schafe geweckt. Manche Täler erinnern an unser Tiroler Bergwelt. In manch anderen findet man rote, gelbe Berge und alle möglichen Formen von Felsen. Die wohl spektakulärste Landschaft Kirgistans findet man im äußersten östlichen Zipfel des Landes, im zentralen Tien Schan. Die Bergketten des "Himmelsgebirges" so die Übersetzung aus dem Chinesischen türmen sich hier zu ihren höchsten Gipfeln auf. Einige der weltweit größten Gletscher außerhalb der Polarregion sind hier zu finden. Vom Ostufer des Issyk Kul mache ich mich auf den Weg hinauf ins zentrale Tien Schan. Die schlechte Piste windet sich hinauf über grüne Hochalmen. Dann wird es hochalpin und ich komme den schneebedeckten Bergen immer näher, bis ich schließlich die Schneezone erreiche. Es ist Ende Mai und seitlich der Piste gibt es, nach wie vor, meterhohe Schneewechten.

Dann ab ca. 3500 Meter Meereshöhe beginnt auch der Schnee noch auf der Piste zu liegen. Nur noch 300 Höhenmeter bis zum Chun Ashu Pass. Das schaffe ich noch, außerdem gibt es zwischen den meterhohen Schneewänden keinen Platz zum umkehren. Also kämpfe ich mich vorwärts und Ich rutsche zwischen den Wänden hin und her. Allrad, Sperre und Untersetzung sind nötig um die rutschige Piste zu bewältigen. Am Pass ist aber endgültig Endstation. Hier in 3800 Meter Höhe, alles tiefgefroren und die Fahrbahn gleicht einem Eislaufplatz. Der Blick auf die andere Seite versetzt mich in Schaudern. Eis, Eis und nichts als eisige Berggipfel. Zum Glück finde ich auf der Passhöhe eine kleine ausgebaggerte Umkehrstelle. Also nichts wie umgedreht und in tiefere Regionen bevor es hier oben zu schneien beginnt.

Am nächsten Tag ist relaxen angesagt - so denke ich. Im Tal gibt es das sogenannte Altynarashan Valley - in dem soll es heiße Quellen geben. Es sind ja nur 15 km heftiges Offroad bis zu den Quellen. Diese 15km sollen die schlimmsten Offroad Kilometer meines Lebens werden. Zu Beginn rumple ich über miserable Piste. Dann die erste wirkliche Herausforderung. Piste kann man dazu nicht mehr sagen. Es ist mehr ein Trümmerfeld von Steinen und Erinnerungen an das Erzberg Rodeo werden wach. Im Schritttempo hievt sich mein Steyrer über alle großen Gesteinsbrocken. Aber ich und mein Steyrer wollen ja zu den heißen Quellen. Warum mein Steyrer dorthin muss - er weiss es nicht. Ich will jedenfalls eine heiße Dusche. So wie es im Leben meistens ist "des Einen Freud des Andren Leid"😊 Also geht's immer weiter, die Steine haben mittlerweile eine Größe von einem halben Meter. Manchmal steht das rechte Vorderrad in einem halben Meter tiefen Loch, das linke Hinterrad auf einem halben Meter hohen Stein. Die anderen Räder hängen irgendwie herum. Ein Meter Verschränkung ☹ die Grenze des Machbaren für meinen Truck. Ein Toyota Land Cruiser hätte hier schon lange W.O. gegeben. Mein Steyrer quietscht und knarrt aus allen Ecken und ich habe einen Schweißausbruch nach dem anderen. Die Belastung für Mensch und Maschine ist enorm und ich denke, jetzt und dann reißt am Fahrzeug ein Rad oder sonst was ab. Dann an einer engen Stelle, liegt zusätzlich ein riesengroßer Baumstumpf am Rande der Geröllpiste. Er versperrt mir um wenige Zentimeter den Weg. Rechts das Bachbett, da ist kein Vorbeikommen möglich. Was tun? Na ja mein LKW hat ja bekanntlich eine harte Stoßstange. Und so versuche ich zusätzlich den tonnenschweren Baumstumpf etwas zur Seite zu schieben. Was auch gelingt - aber der Stumpf befindet sich nun in einer sehr labilen Lage und droht vollends gegen mein Fahrzeug zu rollen. Das ist mir nun doch zu riskant und erstmals kommen Gedanken, ob die heiße Dusche wirklich so wichtig ist. Aber wie um Himmels willen soll man hier umdrehen. Ich bin umgeben von riesigen Gesteinsblöcken und zusätzlich droht ein tonnenschwerer Baumstumpf auf mein Fahrzeug zu rollen. Cool down die Devise und ich sondiere das Gelände zu Fuß und entdecke etwa 300 Meter zurück eine Möglichkeit zum Wenden. Eng aber es müsste gehen. So quäle ich mich 300 Meter im Rückwärtsgang über halbe Meter große Steine. Schon das Vorwärtsfahren war mühselig - erst recht im Retourgang. Was würde ich im Moment für einen Reisebegleiter geben😊 . Diese 300 Meter waren eine echt mühsame Angelegenheit. Aber letztendlich habe ich es geschafft und bin geheilt vom schweren Offroadfahren. Die letzten Tage erhole ich mich an den wunderschönen Stränden des Issyk Kul, bevor es ans Ende meiner Reise geht und ich zurückkehre nach Bischkek von wo aus ich zurück nach Österreich fliegen werde.

(Ein Abschluss Blog wird in ein paar Tagen noch folgen).