Iran Richtung Osten

30.01.2018

23.1. bis 30.1.2018

Von nun an geht es Richtung Osten. Dabei entferne ich mich wieder von meiner Heimat Österreich. Ich fühle mich wohl bei dem Gedanken, mit jedem gefahrenen Kilometer weiter von zu Hause entfernt zu sein. Nicht dass ich meine Heimat nicht liebe, aber ich glaube diesen "weit weit weg Virus" den muss man in sich haben, um solche Reisen zu lieben. Jetzt nach 2 Monaten Reisezeit habe ich den richtigen Reiserhythmus gefunden. Abgenabelt von zu Hause bin ich hier, in fremder Kultur, ganz auf mich alleine gestellt. Das Leben ist auf das Wesentliche reduziert. Habe ich zu Essen, habe ich Kraftstoff, funktioniert mein Fahrzeug und wo will ich heute Abend schlafen. Das sind die Fragen die sich auf so einer Reise stellen. Ah ja und natürlich gute Fotos schießen, dass ist für mich auch noch ein wichtiger Punkt.

Das Tanken ist manchmal nicht so einfach im Iran. Diesel gibt es nur an Tankstellen außerhalb der Ortschaften. Dazu benötigen alle Truckfahrer eine lizenzierte Karte. Die ich natürlich nicht besitze. Zum doppelten Preis erhält man aber letztendlich auch ohne dieser Karte Kraftstoff. Der Preis pro Liter - 7 Euro Cent. Das mal 2 sind ca. 15 Cent pro Liter. Es ist schon finster und kurz vor Kerma laufe ich eine dieser Tankstellen an. Keiner spricht auch nur ein Wort Englisch. Ich versteh nur - ohne Karte keinen Sprit. Zerknirscht stehe ich an der Zapfsäule, als mir ein anderer Trucker mit Händen deutet, dass irgendwas von meinem Fahrzeug läuft. Ich springe unters Auto und stelle fest, dass mein Truck irgendwo Kühlwasser verliert. Ich sehe auf das Thermometer, es zeigt 120°C. Stockfinstere Nacht - kein Sprit und Wasser läuft aus dem Motor. Es gibt schönere Abende. Anstatt zu tanken fülle ich zuerst Kühlwasser nach. Beinahe der gesamte Kühlwasserinhalt fehlt. Nachdem der Kühler wieder voll ist, gibt mir der Tankwart zu verstehen dass ich nun doch Diesel bekomme. Bei Finsternis ist die Problemsuche unmöglich und so verbringe ich die Nacht gleich neben der Tankstelle. Morgens suche ich schnellstens eine Werkstätte, wo wir feststellen, dass nur ein Wasserschlauch gerissen ist. Schnell ist er gewechselt und die Fahrt kann weitergehen.

Kerman ist nächste Station meiner Reise, wo ich mich im Garten eines netten Hotels einquartiere Die letzten Wochen waren anstrengend und ich beschließe in diesem angenehmen Hotel einige Tage zu relaxen. Zusätzlich gibt es leckeres und ausgezeichnetes Essen. Die Auswahl beim Dinner ist groß. Als ich frage was es gibt antwortet der Kellner "Big or Small Food". Aja gleich 2 Gerichte - na dann "Big Food" bitteschön. Das "Big Food" war wirklich groß (seht in der Bildergalerie. Drei Abende hab ich mir dieses große Fressen gegönnt bevor es zur nächsten Attraktion geht. Von Kerma sind es nur ca. 140km in eine der faszinierendsten Wüsten die unsre Planet zu bieten hat. Die Wüste LUT. Typisch für diese Wüste sind sogenannte "Kalouts" durch Wind Sand und Wasser bizarr geformte Felsformationen. Eine äußerst lebensfeindliche Wüste mit Sommertemperaturen von weit über 50°C. In dieser Wüste wurden mit über 70°C die höchsten je gemessenen Temperaturen auf unserer Erde festgestellt. Es ist Ende Jänner und es herrschen angenehme Temperaturen. Endlich etwas Wärme. Bisher war es im Iran ja erfrischend kalt. Luft aus den Reifen, Allrad rein und los geht die Kurverei über Sandhügel vorbei an bizarren Felsformationen. Nach jedem Felsen wartet ein noch schöneres Sandsteinjuwel. Es macht Freude zwischen den Felsen über die Sanddünen zu segeln. Mit Tiefschneefahren könnte man es vergleichen. Mein Steyrer macht die Sache sehr gut. Die erste Nacht verbringe ich bei sternenklarem Himmel inmitten der schönsten Felsformationen. Im Laufe des zweiten Tages ziehen dunkle Wolken auf und eine steife Brise beginnt zu blasen. Gegen Nachmittag orkanartige Winde und ein Sandsturm peitscht den Sand gegen das Fahrzeug. Aussteigen fast unmöglich, der Sand der ist überall. Zwischen den Zähnen, in der Unterhose und durch schmale Ritzen dringt der Sand sogar ins Fahrzeuginnere. An Weiterfahrt ist nicht zu denken. Während ich diese Zeilen schreibe tobt draußen ein richtiger Sturm. Mein Steyrer mit seinen 9 Tonnen wird vom Wind nur so hin und her gerissen. Stockfinstere Nacht mitten in einer der lebensfeindlichsten Gegenden der Erde bei orkanartigen Winden ☹ Hoffentlich wird das Wetter morgen besser.

Die Nacht war mehr als unruhig. Alles hat gescheppert und der Orkan mit seinem angsteinflößendem Getose tat sein Übriges. Schlafen war lange Zeit nicht möglich. Doch irgendwann weit nach Mitternacht viel ich in den erlösenden Schlaf. Am Morgen hatte sich der Orkan etwas beruhigt, dafür aber war noch immer ein heftiger Sandsturm im Gange. Was tun war nun die Frage. Das Weite suchen? Aber nein - so ein richtiger Sandsturm hat auch seine Reize. Und so kurve ich weiter durch den Wirbelsturm um doch vielleicht noch ein paar nette Fotos zu erhaschen. Auch wenn die Farben fehlen so gibt diese Stimmung doch einen gewissen Reiz für tolle Fotos. Auch Videos mussten gedreht werden, wie ich steile Sanddünen hoch und hinunterfahre. Etwas beschwerlich wie man sich vorstellen kann. Der Wind bläst mir den Sand in die Augen Ohren und zwischen die Zähne. Er rieselt durch meine Kleidung und kommt bei den Socken wieder raus. Und noch schnell ein Video. Stativ und Kamera aufgestellt. Hinein ins Auto und hinauf auf die Düne. Wieder runter und Stativ und Kamera wieder ins Auto gepackt. Das ein und aussteigen jedes mal eine Tortur - der böige Wind trischt die Türe gegen meine Arme und Beine. Abends da war ich geschafft als hätte ich einen 8000er bestiegen. Nun noch zurück nach Kerma. Dort wartet mein nettes Hotel mit einer Dusche. Doch zuerst muss ich noch einen 2700 Meter hohen Pass überwinden auf dem reichlich Schnee liegt. Spät Abends, es ist schon finster, erreiche ich das Hotel und nach der ersehnten Dusche und einem gutem Essen falle ich erschöpft in die Federn. Den heutigen Tag habe ich damit verbracht, meinen Truck vom vielen Sand zu befreien. Morgen werde ich noch einen Relaxtag einlegen um mich dann auf den Weg Richtung Pakistan zu machen.