Durch den Himalaya

29.03.2018

21.3. bis 29.3.2018

In Pokara müssen wir zunächst noch die Genehmigungen für die Himalayatour besorgen. Mit diesen Permits dürfen wir in das Gebiet im Himalaya reisen. Dann brechen wir auf zum großen Abenteuer. Über Nayapul und Beni geht es auf schlechten kurvigen Straßen Mitten in die Gebirgswelt mit den höchsten Bergen unserer Erde. Tatopani ein kleiner Ort mit heißer Quelle ist Ausgangspunkt der Offroadstrecke durch das Kali Gandaki Tal, die den Himalaya durchzieht. Rechts von uns ragt der 8000er Annapurna 1, links der Dhaulagiri in die Höhe. Die Gipfel dieser beiden Bergriesen sind nur 30 Kilometer Luftlinie voneinander entfernt. Und genau dazwischen befindet sich die Kali-Gandaki Schlucht, die konkurrenzlos tiefste Schlucht unseres Planeten. Den Namen erhält die Schlucht vom gleichnamigen Fluss, der sich seinen Weg durch den Himalaya bahnt. Die brutale Offroadstrecke windet sich an den steilen Hängen empor. Der Blick nach oben raubt einem die Luft. Aber auch der Blick nach unten ist nicht weniger beängstigend. Über felsige Passagen hievt sich mein Steyrer Meter für Meter in die Höhe. Die Piste ist in extrem schlechtem Zustand und die Breite reicht gerade für ein Fahrzeug.

Es gibt jede Menge Gegenverkehr und bei Ausweichmanövern fahren wir nur Zentimeter am Abgrund. Der Blick aus dem Fenster verursacht bei Karin Angstzustände. An manchen Stellen schließt sie einfach die Augen um nicht in die gähnende Tiefe blicken zu müssen. Dann wieder kleine Ortschaften, bei Gegenverkehr oft eine schweißtreibende Angelegenheit. Für 50 km und 1500 Höhenmeter benötigen wir einen vollen Tag. In Lete einem kleinen Bergdorf finden wir einen Platz für die Nacht. Wir befinden uns nun in einer Höhe von 2500 Metern und ein breiteres Tal führt uns zwischen den beiden 8000ern hindurch. Der Blick nach oben ist gigantisch. Nach weiteren 50 Kilometern erreichen wir Jomson, bereits im ehemaligen Königreich Mustang gelegen. Noch vor 10 Jahren war Mustang ein eigenständiges Königreich. Dieses Gebiet war bis vor kurzem nur mit Yaks und zu Fuss erreichbar. Von hier sind es nur mehr 90 Kilometer bis Tibet. Wir nehmen aber einen weiteren Anstieg in Angriff der uns in 3700 Meter Höhe bringt. Hier in luftiger Höhe liegt das kleine Städtchen Muktinat ein Pilgerziel für Hindus. Wir sind mit unserem Truck natürlich wieder Attraktion Nummer eins. Die 8000er sind Nebensache, alle Nepalesen wollen unseren Truck bestaunen. Ortsansässige Nepalesen erklären uns, wir seien die ersten Ausländer die mit einem Truck in diese Höhe gefahren sind. Darauf sind wir natürlich etwas stolz. Sozusagen eine Erstbesteigung mittels Steyrer Truck😊.

Abends wird es sehr kühl und Nachts sinken die Temperateuren auf Minus 5 Grad. Wieder bin ich heilfroh eine Webasto Standheizung mein eigen zu nennen. Am Morgen nehmen wir den 8000er Annapurna 1 in Angriff. Je weiter wir aufsteigen, umso grandioser die Ausblicke. Mitten unter 7000ern und Annapurna und Dhaulagiri zum Greifen nahe. Die Berge sind so gewaltig und majestätisch, als Mensch fühlt man sich winzig klein. In über 4000 Meter Höhe wird jeder Schritt doppelt schwer und die Lungen schnappen gierig nach Luft. Und dann machen sich bei Karin erste Symptome von Höhenkrankheit bemerkbar. Kopfweh und Schwindel sind typische Zeichen dafür. Deshalb beschließen wir den Annapurna 1 nicht zu besteigen😊 und steigen ab zu unserem Fahrzeug. Am nächsten Morgen fahren wir tiefer und direkt zwischen Dhaulagiri und Annapurna, am Flussufer des Kali Gandaki finden wir ein nettes Plätzchen zum campen. Hier quartieren wir uns für die nächsten 3 Tage ein. Sozusagen als Basecamp für unsere Wanderungen die wir am Fuße der Achttausender unternehmen wollen. Der erste Treck führt durch idyllische Föhrenwälder und blühende Rhododendronbäume und wir erreichen zwei wunderschöne Bergseen. Ober uns bedrohlich die Eiswände des Dhaulagiris. Zurück beim Fahrzeug nehmen wir eine eiskalte Dusche im Kali Gandaki Fluss. Am Abend genießen wir den Blick auf die 8000er bei untergehender Sonne. Dazu österreichische Hausmannskost - Krautfleckerl - lecker! 😊. Am zweiten Tag geht es über einen weiteren Bergsee (Titi See) auf eine Bergalm in über 3000 Meter Höhe. Hier heroben eine wunderbare Bergwelt mit blühenden Rhododendronwäldern und einer riesigen Yak Herden von über 300 Tieren. Von der gegenüberliegenden Seite des Kali Gandaki Tales lacht der gewaltige Dhaulagiri herüber. Näher kann man einem 8000er als Halbschuhtourist nicht sein. Diese 8 Stunden Wanderung zehrt an unserer Kondition und am Weg nach unten finden wir unverhofft eine kleine Berghütte, in der wir uns mit leckerer Nudelsuppe stärken. Dann haben uns Karin und ich in die Augen geschaut und waren uns einig - Wir essen noch eine Nudelsuppe😊

Karin und ich waren uns auch einig - diese Woche Bergwelt war eines der schönsten Reiseerlebnisse, die wir je gemeinsam erleben durften. Aber leider - alles nimmt mal sein Ende und wir brechen auf in tiefere Regionen. Es geht zurück über extrem schlechte Offroadstrecke ins Tal. In Tatopani in 1200 Meter Höhe machen wir stopp bei einer heiße Quelle. Nach einer Woche Bergwelt ohne richtige Dusche - was gibt es schöneres - als ein Bad in einer 35 Grad warmen Quelle. Und dazu Nudelsuppe und ein Bier. Herz was willst du mehr!

Frisch geduscht genießen wir am nächsten Morgen ein ausgiebiges Frühstück. Wir sitzen im Auto, plötzlich ein heftiges Pochen an der Türe. Ich denke, wer will unser Auto schon zur Morgenstunde begutachten. Noch halbverschlafen öffne ich die Türe und ich denke ich träume. Da steht Mandorfer Rudi vor mir. Ein Schulkollege und langjähriger Arbeitskollege aus früheren Zeiten. Ich springe aus dem Fahrzeug und wir umarmen uns vor Freude, uns hier in der Bergwelt Nepals zu treffen. Rudi ist mit einer organisierten Motorradtour auf dem Weg nach Mustang zur tibetischen Grenze. Es bleibt gerade mal Zeit für einen Kaffee und einen kurzen Tratsch, dann startet Rudi mit dem Motorrad in die Berge.