China

13.05.2018

05.05. bis 13.05.2018

Bereits in Sost 80km vor der Chinagrenze befindet sich das pakistanische Immigration Office. Hier sind die Ausreiseformalitäten für Pakistan zu erledigen. Sost liegt auf 3000 Meter und von hier geht es hinauf auf den Kunjerab Pass in 4800 Meter Höhe. Die Luft wird immer dünner und mein Steyrer kämpft mit dem Sauerstoffmangel in dieser Höhe und der Qualm aus dem Auspuff wird von Meter zu Meter schwärzer. Aber ohne Probleme erreiche ich die chinesische Grenzstation auf der Passhöhe. Am frühen Nachmittag finden sich immer mehr Abenteuerlustige am Grenzposten ein. 7 Motorräder (4 Russen, 2 Deutsche, 1 Australier) und ich mit meinem Truck. An der Grenzstation gibt es einen hermetisch abgeriegelten Immigration Checkpoint. Die Russen sind die ersten die in die große Halle einfahren. Hier in der Höhe ist es saukalt. Im Inneren der Halle an die 0°C. Wir werden den ganzen Nachmittag im Gefrierschrank verbringen. Dann bis ich an der Reihe, rein in die Tiefkühltruhe und das Trauerspiel kann beginnen. Alle Gepäckstücke aus dem Auto sagt man mir. "Seit ihr Wahnsinnig" sage ich, das dauert 2 Tage. Sie sind noch gnädig und ich muss nur die größeren Schachteln aus dem Auto zerren. Alles durch den Scanner. Auch ich werde von oben bis unten durchgescannt. Dann durchstöbern 3 Mann das innere des Fahrzeugs. Auch die Pässe werden uns abgenommen. Man könnte ja hier in 5000 Meter Höhe flüchten😊

Nach 2 Stunden und schwerer Schufterei mit Sachen aus dem Auto hieven und wieder einräumen, heißt es GO. Ein Grenzer sitzt bei mir im Auto. Ich denke jetzt habe ich es geschafft. Dabei drehe ich nur eine Rund ums Gebäude um nun bei einem anderen Tor zu warten. Das Tor geht auf und eine wunderschöne riesige Scananlage kommt zum Vorschein. Die Grenzer könnten ja vielleicht etwas übersehen haben, also rein in die riesige Scananlage. Dann wieder zurück zum ersten Checkpoint. Nach einer weiteren Stunde kommt der Officer mit einem bunten Röntgenbild von meinem Auto. Dort wo am Bild braune Flecken sind, all das will er nochmals sehen. So räume ich mein Fahrzeug nochmals teilweise aus. Jetzt beginnen die Chinesen einen richtig zu nerven. Ich habe schon viele schlimme Grenzübergänge in meinem Leben durchgemacht, aber das schlägt dem Fass den Boden aus ☹. Nach 4,5 h sind wir endlich fertig und bei beginnender Finsternis müssen wir noch 120km bis Taxkorgan fahren, dort wo sich das Haupt Immigration Office befindet. Im Konvoi, ich voran, hinter mir 7 Motorräder geht es auf 3000 Höhenmeter hinunter.

Als wir in Taxkorgan ankommen ist es stockfinstere Nacht. Als wir im Immigration Office ankommen, wollen die Chinesen nochmals das gesamte Gepäck prüfen. Alles raus und runter von den Motorrädern. Ich weigere mich strikt nochmals irgendein Gepäckstück aus meinem Fahrzeug zu räumen. Es ist mittlerweile 22 Uhr uns friert und wir haben den ganzen Tag keine feste Nahrung zu uns genommen. Dann nach langem bla bla bla... müssen wir die Fahrzeuge im Zollbereich abstellen und wir alle marschieren gemeinsam zu einem Hotel wo wir die nächsten 2 Nächte verbringen. Ganz egal welche Nationalitäten zusammenkommen. In einem gemeinsamen Krisenfall stehen Menschen zusammen und wir halten uns mit Späßchen bei Laune. Vor allem die Russen sind eine sehr lustige und gesellige Truppe. 4 Jungs aus Moskau. Mit ihnen verstehe ich mich hervorragend. Vor allem Abends als wir unser Leid mit 2 Flaschen 50%igen Reisschnaps hinunterspülen😊 Am nächsten Tag geht das Trauerspiel weiter. Warten, warten, warten... Von Gepäckkontrolle keine Rede mehr? Aber irgendwann nimmt auch das größte Leid ein Ende und am Abend haben wir alle Bürokratie hinter uns gebracht und wir dürfen mit unseren Fahrzeugen das Zollgelände verlassen. Tags darauf geht's durch wunderschöne Bergkulisse am Rande des Pamir Gebirges. Wir erreichen Kashgar eine Stadt mit 3000 Jahre Geschichte nicht weit entfernt von der der Takla Makan Wüste. Hier quartieren wir uns in einem 5 Stern Hotel ein und ich und alle Biker feiern nochmals so richtig die chinesische Bürokratie geschafft zu haben. Dann trennen sich die Wege von mir und meinen Leidgenossen. "Nostrovia" Dimitri und Alexandrejev. Es war ein aufregendes Erlebnis mit euch gemeinsam die Chinesische Bürokratie zu erdulden😉

Ich verbringe nun 3 Tage in dieser geschichtsträchtigen Stadt, die am Weg auf der Seidenstraße seit jeher ein zentraler Knotenpunkt war. Einen Tag unternehme ich einen Ausflug in die nahe gelegene Takla Makan Wüste. Die restlichen beiden tage durchstreife ich die Altstadt mit typisch chinesischen Märkten und Basaren. Der letzte intakte chinesische Viehmarkt ist ebenfalls hier jeden Sonntag im Gange. Alle umliegenden Bauern kommen und stellen ihre Rinder, Schafe, Pferde und Kamele zur Schau. Das beeindruckendste die vielen kleinen urigen Essensstände auf denen köstliche chinesische Spezialitäten zubereitet werden. So muss jedes Land eine gute Seite haben und ich muss sagen chinesisches Essen zählt für mich zu den besten Möglichkeiten sich zu ernähren. China war nur eine kurze Episode auf meiner langen Reise. Morgen werde ich den Weg nach Kirgistan antreten.

Von China nehme ich mit - unerträgliche Grenzbürokratie, hohe Kosten für Guiding und Beantragung der Permits, Starke Einschränkungen für Individualtouristen, Menschen eher unfreundlich. Aber jedes Land muss auch eine gute Seite haben. Das Essen zählt für mich zu den besten weltweit😊

Resümee China:

Wer nicht unbedingt diese Route fahren muss, sollte sich andere Länder zum Bereisen auswählen. Diesen Teil Chinas kann ich keinesfalls empfehlen. Möge es schönere Flecken in China geben, aber diese Ecke Chinas ist in meiner Rankingliste aller Länder die ich bereist habe, mit Abstand am letzten Platz. Noch hinter Pakistan☹

Greg mein lieber Guide, du hast dein bestes gegeben um mich zufrieden zu stellen und ich weiss das auch zu schätzen. Aber dein Land hat in Punkt modernem Tourismus noch viel zu lernen. Ich wünsche euch viel Glück dabei. Einige Tipps habe ich dir ja gegeben. Mich werdet ihr in China, mit Sicherheit, nicht mehr wiedersehen !